Das kurioseste Hotel aller Zeiten
- Liv
- 13. Juni 2023
- 3 Min. Lesezeit
Eines Tages sagte mir ein Kumpel, es gäbe da wohl ein ganz kurrliges Hotel, das ich mir unbedingt einmal anschauen müsse. So plante ich einen Ausflug in die Stadt der vielen Entelein und buchte mir für eine Nacht ein Doppelzimmer mit Blick auf die Berge. Ich freute mich auf das Abenteuer und spazierte zur Check-In Zeit an die Réception, wo mich eine Frau mit grünen zerzausten Haaren empfing. Sie grüsste mich freundlich, fragte mich nach meinem Ausweis und streckte mir ihre Hand entgegen, um diesen anzunehmen. Ich bemerkte ihre langen in verschiedenen Farben bemalten Fingernägel und musste mir ein Grinsen verkneifen. Die Frau bemerkte es und grinste mich an. Sie ging ganz locker damit um und meinte, dass sie genau aus diesem Grund solche Fingernägel tragen würde. Sie wolle den Menschen etwas Farbiges und Amüsantes bieten, da der Winter so trist und grau wäre. Das freute mich und ich schämte mich schon fast ein wenig, dass mein Grinsen eher an ein Auslachen erinnerte. Diese besondere Frau schien mir eine sehr interessante Person zu sein. Auf mich machte sie einen sehr selbstbewussten und fröhlichen Eindruck.
Das änderte sich schlagartig als plötzlich ihre Chefin auftauchte und ihr zwischen Tür und Angel klar machen wollte, dass sie schon wieder etwas vermasselt hätte. Da wirkte die fröhliche und selbstbewusste Frau mit den grünen Haaren plötzlich verunsichert und schüchtern. Und auch ich spürte die Energie ihrer Chefin und bemerkte, wie ich mich einen Schritt von der Réception wegbewegte. Immerhin hatte die Vorgesetzte dadurch gemerkt, dass die nette Frau an der Réception gerade jemanden bediente und stand solange zur Seite, bis ich meinen Schlüssel in der Hand hatte und mich mit samt meinem Gepäck auf den Weg zum Lift machte.
Oben in meiner Etage angelangt, musste ich laut Zimmernummerntafel einen langen Flur entlangschlendern. Der Boden war Gläsern und es schien, als würde man auf Wasser gehen. Unter dem Glas bewegte sich tatsächlich Wasser und ich fragte mich, wie das nur möglich sein könnte. Das Wasser war türkis Farben und lud zum schwimmen ein. Nun war ich gespannt, was mich in meinem Zimmer wohl erwarten würde. Alsbald ich die Zimmernummer, die der gleichen wie auf meinem Schlüssel entsprach, sah, steckte ich den Schlüssel ins Schloss, drehte in die verkehrte Richtung, also nach links, wie es mir die Frau mit den grünen Haaren an der Réception gesagt hatte, und öffnete die Zimmertüre mit der Nummer 39. Es öffnete sich nicht wie üblich der Raum nach vorne, sondern er erstreckte sich sowohl nach links, wie auch nach rechts und er war kreisförmig. So eine Art Schlauchraum war es, der in einem Kreis geformt war. Die Farben der Wände verliefen fliessend und nach ein paar Metern fing es an blau und silbern zu glitzern. Ganz sanft und edel, verspielt und doch sehr geschmackvoll und minimalistisch sah es aus. Das Bett war sozusagen in den Boden eingebettet und lag auf der gleichen Ebene wie der Fussboden. Auch das Bett schmiegte sich der runden Raumform an und war auch zu den Seiten ausgepolstert. Vorne und hinten waren wunderschöne grosse Pflanzen arrangiert und im Hintergrund lief entspannende Musik mit Naturtönen und angenehmen Melodien. Obwohl ich in einem Haus drin in mein Zimmer getreten bin, ist die komplette Aussenseite oder Innenwand nach aussen hin ausgerichtet aus Glas und ich konnte mit 360 Grad Panoramablick die Stadt in der Nacht bewundern. Es gab weder Nachbarn noch störende Geräusche. Ich fühlte mich in diesem Zimmer, als würde ich durch den dunklen Himmel der Nacht fliegen. Ich empfand auf einmal Grenzenlosigkeit, Weite und jegliche Art von Sehnsucht und Anhaftung verflog. Eine nie zuvor erlebte Stille machte sich in mir breit, fuhr mich in eine nie gekannte innere Ruhe und ich fühlte mich einfach nur glücklich und zufrieden.
Es schien als würde dieses Hotel Träume wahr werden lassen und liess mich in dieser Nacht die verrücktesten und ausgefallensten Dinge träumen, die ich jemals geträumt hatte. Und es waren nicht nur Träume, die Illusionen nahe kamen, sondern es waren Träume, die mich bestärkten und mir Mut machten endlich meine Ziele und Ideen umzusetzen. Es waren trotz aller Absurditäten realistische Träume, die mir aufzeigten, was möglich war. Es waren Träume, aus denen ich gar nicht mehr aufwachen wollte. Ich wollte in ihnen leben und sie spüren. Und so war es dann auch...

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